Lungensport

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Auf die richtige Atemtechnik kommt es an

Veröffentlichung: NNP (06.08.2020)

Endlich gibt es auch im Südkreis ein Angebot für Lungensport. Die zertifizierte Übungsleiterin für Rehasport Innere Medizin, Sophie Preuß, ist die neue Übungsleiterin der Turngemeinde Camberg (TG) und hat schon ein halbes Dutzend Teilnehmer aus Bad Camberg und Umgebung dafür gewinnen können. Prinzipiell kann jeder mitmachen, der mit Erkrankungen der Lunge oder der Atemwege zu tun hat oder Symptome wie Brustenge oder Luftnot nach Treppensteigen gut kennt. Wie Preuß sagt, gibt es nur zwei Bedingungen. Der Teilnehmer sollte zur dauerhaften Teilnahme Mitglied der TG Camberg werden, kann aber natürlich laut Leiterin auch vorher gerne mal unverbindlich in das Angebot hineinschnuppern. Die zweite Bedingung ist, dass der Hausarzt oder der Lungenfacharzt eine Bescheinigung für „Rehasport Innere Medizin" ausstellt und bestätigt, dass das Training für den Patienten notwendig ist. Das sei eine Grundvoraussetzung für die Übernahme der Kosten durch die Krankenkasse. Preuß ist seit sechs Jahren als Physiotherapeutin tätig und befasst sich intensiv mit Atemtherapie. Als sie in die Kurstadt zog, stellte sie aber fest, dass es hier zwischen Limburg und Idstein noch kein entsprechendes Angebot gibt. So suchte sie sich dann mit der TG einen für die Förderung notwendigen Partner-Verein. Das Lungensport-Training findet jeden Dienstag ab 9 Uhr vor der TG-Turnhalle in der Jahnstraße und bei schlechter Witterung im Gymnastikraum statt. Zunächst geht es mit dem Aufwärmen los, dabei werden alle Gelenke bewegt. Anschließend werden Muskeln gedehnt, die Atmung vertieft und verschiedene Übungen trainiert, die den Alltag erleichtern.

Ziel der Übungsstunde ist es die Beweglichkeit der Wirbelsäule und die Verbesserung der Atmung zu trainieren. Die Übungen können auch im Sitzen ausgeübt werden so dass jeder mitmachen kann. Helmut Urban ist überzeugt, dass seine Teilnahme für seine gesundheitliche Zukunft sehr wichtig sei. Angefangen h at es bei dem 60-jährigen Bad Camberger mit einem kleinen Heuschnupfen. Im Frühjahr habe er, so Urban, aber extrem asthmatische Beschwerden bekommen. Normalerweise habe er das eigentlich immer ganz gut unter Kontrolle gehabt, doch aktuelle sei die Luft doch extrem staubhaltig. Als ihm sein Arzt mitteilte, dass seine Probleme zu COPD führen könnten habe er sich entschieden, aktiv zu werden. COPD ist eine chronische Lungenerkrankung die die Lebenserwartung um fünf bis sieben Jahren senken kann. Der Kurstädter sagt, er sei hier, um neue Atemtechniken zu erlernen.

Jörg Lawaczeck hat neben COPD auch noch Probleme mit einem Lungenemphysem. An diesem sind die Lungenbläschen, an denen der Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid, teilweise zerstört und überdehnt so dass ihre innere Oberfläche verkleinert ist. In der Folge ist die Ausatmung erschwert, weil die kleinen Bronchien, welche in die Lungenbläschen münden, in sich zusammenfallen. Der 57-jährige Bad Camberger sagt offen, dass bei ihm wohl das Rauchen der zu Auslöser der Erkrankung gewesen sei. Sophie Preuß ergänzt, dass Rauchen in der Tat ein Hauptfaktor für solche Erkrankung sei. Nicht alle Betroffenen seien aber vorher starke Raucher gewesen. Die Übungsleiterin denkt auch, dass die zunehmende Luftverschmutzung für die Zunahme von Lungenproblemen verantwortlich ist.
Lawaczeck hat das erste Mal 2012 gemerkt, dass etwas bei ihm nicht stimmt, als er nach einer Bandscheiben-Operation in die Reha kam und beim Gehen mit Walkingstöcken feststellen musste, dass er schnell keine Luft mehr bekam. Vor fünf Jahren hat er dann die endgültige, ernüchternde Diagnose bekommen, dass das Leiden nicht heilbar sei. Lawaczeck spürt, dass ihm durch die Atemtechniken das Treppensteigen leichter fällt.

Bei Johanna Bogner wurde ebenfalls ein Lungenemphysem diagnostiziert. „Ich möchte hier lernen, bewusster zu atmen", betont die 69-Jährige. Sie habe beim Laufen einfach nicht mehr die Kraft wie früher. Ihr fehle im Körper der Sauerstoff. Christa Gruber aus Bad Camberg hat seit 20 Jahren mit Heuschnupfen und starkem Asthma zu kämpfen. Sie habe deswegen schon vier Reha-Aufenthalte hinter sich. Das sei aber immer nur eine vorübergehende Linderung. Der Rehasport, wie bei der TG Camberg, ermögliche es dagegen, regelmäßig dranzubleiben.

„Wer früh einsteigt, hat eine hohe Erfolgschance, seinen Zustand zu stabilisieren und sogar zu verbessern", versichert Übungsleiterin Sophie Preuß. Wer Interesse hat, künftig an ihrer Lungensportgruppe teilzunehmen, sollte sich einfach bei ihr unter 0163/4689820 melden.

ROBIN KLÖPPEL

Erstellt am 16.08.2020 von Redaktion