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Zwei Vorsitzende der TG im Dialog

In den letzten 25 Jahren hatte die TG Camberg genau 2 Vorsitzende zu verzeichnen: Roman Pflüger und Stefan Schütz. Beide können auf eine lange und bewegte Amtszeit zurück- bzw. vorausblicken. In ihrer Funktion an der obersten Spitze der TG Camberg haben beide vielfältige Fragen zu ihrer Tätigkeit und Persönlichkeit beantwortet. Die Videoversion kann im nachfolgenden Video angesehen werden.

 

 


Roman Pflüger
  • Geb. 5. Dezember 1946
  • 3 Kinder Franziska, Benedikt und Romina
  • Lieblingsbuch alle Bände von Frederik Forsyth, „Ich bin dann mal weg" - Hape Kerkeling, " „Erlöse uns von den Bösen" - Monika Gruber,
  • Lieblingsfilm "Wunder von Bern"
  • Lieblingssportler Fabian Hambüchen
  • Deine Sportarten bei der TG Kinderturnen, Faustball, Prellball, Fußball, Tischtennis
  • In welcher Sportart wärst Du gerne erfolgreich/Weltmeister? Ich würde gerne Seilspringen, leider fehlt mi die entsprechende Koordination
  • Welches ist Dein Lieblingssportgerät? Der Ball in jeder Variation

Stefan Schütz
  • Geb. 17. August 1963
  • 2 Kinder Christian und Carolin
  • Lieblingsbuch „Ein verheißenes Land“ - Barack Obama
  • Lieblingsfilm „Der kleine Lord“
  • Lieblingsmusiktitel „Ein graues Haar“ von PUR
  • Deine Sportarten bei der TG Gerätturnen, Volleyball, Skifahren, Handball, Montagsbuben
  • In welcher Sportart wärst Du gerne erfolgreich/Weltmeister? Beim Skiabfahrtslauf – und das am besten auf der Streif in Kitzbühel
  •  Welches ist Dein Lieblingssportgerät? Skier direkt gefolgt vom Fahrrad und Volleyball

Frage: Was bewegte dich dazu Vorsitzender zu werden?

Stefan: In erster Linie war es die Motivation, nach über 40 Jahren des Konsumierens der TG-Angebote ein ganzes Stück auch dabei Erlerntes zurückzugeben und dazu beizutragen, das Erbe meines Ur-Ur-Großvaters, einem der Gründer der TG, für die aktuelle aber auch die folgenden Generationen fortzuführen.  
Ein weiterer Beweggrund war auch die einstimmige Anfrage meiner Kolleginnen und Kollegen im TG-Vorstand und die erfolgreiche Erledigung der von mir als Vorbedingung gestellten Aufgabe für das Vorstandsteam, die Zustimmung meiner Frau Ute einzuholen. 

Roman: Mich bewegte es eigentlich nicht Vorsitzender zu werden. Ich war von Kindesbeinen an in der TG, beim Kinder- und Schülerturnen, danach in der Faustball- und Prellball-Abteilung. In der TG habe ich bereits in jungen Jahren Aufgaben im erweiterten Vorstand übernommen und danach als Mitglied des Vorstandes. Da mein damaliger Amtsvorgänger (ich war zweiter Vorsitzender) in der Satzung eine zeitliche Begrenzung der Amtszeit festlegte wurde ich gefragt, die Nachfolge anzutreten.  Beruflich war es aber in dieser Zeit für mich nicht möglich und der Vorsitz blieb ein Jahr vakant und ich wurde damit beauftragt, den Vorsitz zu führen. Nach vielen und mit zahlreichen Gesprächen wichtiger Personen in der TG habe ich mich bereit erklärt, bei der nächsten MG-Versammlung als Vorsitzender zu kandidieren und ich wurde als Erster Vorsitzender der TG gewählt. Beim Hessischen Turnverband war ich Landesfachwart, dann Landesspielwart und Vizepräsident. Beim Deutschen Turnerbund bin ich hauptamtlich und beim Deutschen Turnfest in Frankfurt 1983 und Berlin 1987 Geschäftsführer tätig gewesen; im Bereich Prellball im DTB im Vorstand aktiv.

 

Frage: Erzähle uns von deiner skurrilsten/schönsten/traurigsten Erfahrung als Vorsitzender!

Roman: Die traurigste Begebenheit war kurz nach meiner Wahl das plötzliche Ableben unseren Ehrenvorsitzenden Heinz Müller und ich war auf eine solche Herausforderung überhaupt nicht vorbereitet. Heinz Müller war eine turnerische Begebenheit, wie man sich dies nur wünschen kann.  Er wird uns immer in Erinnerung bleiben.
Eine der schönsten Begebenheiten, war die Dachsanierung der TG-Halle im Jahre 2004/05. Was da die Turnbewegung und auch die Vereine der Stadt und Land auf die Beine gestellt haben, war Einzigartig.
Ganz wichtig auch die Geburt meiner Tochter Franziska, die in der Turnfestwoche in Berlin 1987 angekündigt war, aber zwei Tage zu spät kam, so konnte ich bei der Geburt dabei sein.

Stefan: drei Sachen

  • Skurrilste: Als ich eines Nachmittags in die Küche der TG-Halle gerufen wurde und dort eine Tropfsteinhöhle vorfand, in der Wassertropfen an allen Bauteilen und Möbeln hingen und die Ursache ein tropfender Wasserhahn war.
  • Schönste: Die Gratulationen der TG-Familie zu meinem 50. Geburtstag, durch die ich sehr viel Wertschätzung erfahren habe.
  • Traurigste: Als ich vom überraschenden Tod von Heinz Müller, unserem langjährigen Vorsitzenden und dem Vater meiner beiden Freunde Heinz und Jürgen, erfahren habe.

 

Frage: Was schätzt du besonders an der Arbeit im Vorstand?      
Stefan: Das ist mit weitem Abstand der jederzeit gelebte vertrauensvolle und ehrliche Umgang aller Beteiligten, die das Aufteilen der Vorstandsaufgaben in Pakete in meinen Augen vorbildlich leben und sich gegenseitig respektieren. Somit muss (hoffentlich) niemand vorher überlegen was er/sie sagt oder sich ständig daran erinnern, was irgendwann einmal gesagt zu haben. Zusammengefasst: Wir leben im Vorstand „Wir sind TG“.

Roman: Im Vorstand sind die notwendigen Arbeiten unterschiedlich auf die jeweiligen Ressorts aufgestellt, was auch immer wieder eine entsprechende Überprüfung notwendig macht. Wichtig für die Vereinsarbeit ist das Angebot "Sport für alle Altersschichten", wo sich ein jeder wiederfinden kann, ob sich sportlich, spielerisch, kulturell oder musikalisch Ganz großen Wert haben wir immer gelegt auf die Gesunderhaltung und die Gesundheitsangebote. Mit der Zeit gehen, Tradition und Zukunft, wie das Motto beim 150-jährigen Jubiläum.

 

Frage: Nach der reinen ehrenamtlichen Mitarbeit wurden in den 80er Jahren das Kurssystem, Zahlungen für Trainer und feste Etats für Abteilungen eingeführt. War das der Startschuss für einen Umbau des Vereins?        

Stefan: Nein das empfinde ich nicht.

  • Das Kurssystem, d.h. die Nutzung von Angeboten ohne zwingende Vereinsmitgliedschaft, hat sich nicht bewährt, da sich die Mitglieder mit der TG immer weniger verbunden fühlten und Ansätze einer Sportfirma zu spüren waren. Damit meine ich, vergleichbar mit einem Fitness-Studio, das reine Konsumieren und kündigen, wenn es nicht mehr passt. Auch die Übungsleiter waren auf dem Weg, sich von der TG-Familie zu entfernen bzw. keine Bindung aufzubauen. Aus diesen Gründen haben wir das Kurssystem vor über 10 Jahren wieder abgeschafft.
  • Das wir Verlässlichkeit, Engagement und Knowhow unserer Übungsleiter honorieren, ist aufgrund der wöchentlichen Anwesenheit und der Konkurrenz der Studios angemessen. Und da diese Aufwandsentschädigungen mit Ausnahme der Kinderabteilungen durch ergänzende Beiträge der jeweiligen Abteilungen aufgebracht werden, ist es fair, flexibel und transparent.
  • Das Etatwesen ist für uns ein wirkungsvolles Werkzeug, dass den Vorstand und insbesondere unseren Finanzchef entlaste, sowie Verantwortung auf die Mitglieder in den Abteilungen überträgt. Jeder weiß, dass der Etat zur Verfügung steht, aber nicht verbraucht werden muss.

 

Frage: Erzähle uns von einer Begegnung mit einer hohen/wichtigen (politischen?) Persönlichkeit!

Roman: Begegnungen mit Bundeskanzler Gerhard Schröder beim DT in Leipzig, den ich durch das nicht fertige Stadion führen durfte, Walter Wallmann, Präsident des DTB, Josef Neckermann, Vorsitzender Sporthilfe, Volker Bouffier, Ministerpräsident freundschaftliches Verhältnis über viele Jahre.

Stefan: Mich haben die Begegnungen mit Volker Bouffier sehr beeindruckt, den ich bei verschiedenen Gelegenheiten treffen konnte. Hier hat mich vor Allem fasziniert, wie er ruhig, pointiert und zielsicher Inhalte auf den Punkt bringen und übermitteln kann.

 

Frage: Was war das für dich Wichtigste, was du in deiner Zeit als Vorsitzender bewegt hast?

Stefan: Die Verteilung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten auf Vorstandsmitglieder und die Einrichtung von Teams, die gerne ihre maßgeschneiderten „Pakete“ mit Ideen und Aktivitäten erfüllen und dadurch die TG stetig zu einem gerne gewählten Ziel für unsere Mitglieder und Interessierte weiterentwickeln. 

Roman: Ich habe die Zivis in die TG miteingeführt, Erste Zivi war Thoms Rosa am 1.1.1994. Die Angebote und Umsetzung mit der Freiherr-von-Schütz Schule im Kinderturnen, ein großartiges Element, was seinesgleichen sucht. Die Aufstellung und Anbringung des TG-Gedenksteins im Kurpark am 18.März 2000, immer für eine Spaziergang durch die Spatzenallee gut.

 

Frage: Was möchtest du noch in deiner Zeit als Vorsitzender erleben?   
Stefan: Ich möchte weitere Teams etablieren, die es den mir nachfolgenden Mitgliedern ermöglicht, mit leistbarem Aufwand, anhaltender Motivation und Spaß ihre Aufgaben zu erfüllen. Dafür werden wir sinnvolle und für uns machbare Maßnahmen, wie die nachhaltige Erneuerung der Beheizung der TG-Halle, realisieren.

 

Frage: Wo und als was siehst du die TG in 2050?

Stefan: Als „Stätte“, zu der Interessierte gerne kommen und spüren, dass sie willkommen sind, um in Gemeinschaft mit anderen „ihre“ Aktivitäten ausüben können. Als Heimat, in der sich Kinder nach ihren Talenten ungezwungen und geschützt entwickeln, sich Jugendliche und Erwachsene wohlfühlen und sich genügend Mitglieder finden, die dies mit Spaß der TG-Familie ermöglichen.  

Roman: Die TG soll sich mit Maß und Ziel weiterentwickeln und ihre finanziellen Möglichkeiten, so einsetzen, wie dies notwendig ist. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Pfortenwiesen entwickeln.

 

Frage: Wenn du die TG-Sportstätten ohne Einschränkungen neu gestalten/neu bauen dürftest, was würdest du ändern?

Roman: Die Aufstockung wäre für mich eine Option und einen Anbau kann ich mir auch gut vorstellen. Auf jeden Fall mehr Räumlichkeiten zum Entfalten und um das Herzstück der TG, die Turnhalle in der Jahnstraße zu sichern.

Stefan: Ich würde noch mindestens drei Hallenteile, 2 kleinere Trainingsräume, zwei Übungsräume für die Musikabteilung sowie eine Verbindung zum Schwimmbad und eine komplette Leichtathletik-Anlagen rund um unsere TG-Turnhalle ergänzen, um alle Angebote an einer Stelle anzubieten.

Ganz ehrlich zügelt mich bei diesen Überlegungen aber der Gedanke, was passiert, nachdem wir diese Wunschvorstellung realisiert haben. D.h. konkret die Fragen, wie können diese Sportanlagen betrieben sowie erhalten werden, und wie sind wir in der Lage, die Kosten und den personellen Aufwand dafür zukünftig aufzubringen. Aber ganz sicher würde ich, was wir ja aktuell im Vorstand bereits andenken, auf der Turnerwiese Trainingsstationen einrichten, die möglichst viele Mitglieder nutzen und wir so die Möglichkeiten und damit die Attraktivität unserer Angebote so nachhaltig wie möglich erweitern.

 

Frage: Welche Erfahrung in einem Satz würdest du deiner Nachfolgerin/deinem Nachfolger mitgeben wollen?

Stefan: Nutze und fördere die vielfältigen Ressourcen der Mitglieder, lasse Veränderungen zu, die zur TG-Familie passen, dem jeweiligen Zeitgeist entsprechen und im Einklang mit unserem Umfeld und Respekt gegenüber den anderen Vereinen weiterentwickeln, ohne jedoch dabei jedem Trend hinterherzurennen. 

Roman: Ich kann meinem Nachfolger nur wünschen, dass er/sie weiß, was auf einen zukommt und die Familie sollte immer mit im Boot sei.

 

Frage: Zu guter Letzt: Macht bitte in 3 Sätzen Werbung für die TG:

Roman: Die TG ist der tollste Verein in Camberg, ich kann nur empfehlen, Mitglied bei der TG zu sein einzigartig, man kann sich bewegen, gesund halten und viele nette Menschen kennen lernen. Geh hin und mach mit!!! Ich wünsche der TG für die weitere Zukunft alles Gute!

Stefan: Die TG ist eine Sportfamilie im Alter von einem bis 90 Jahren, die in über 50 Abteilungen Sportarten anbietet, bei denen man je nach Talent und Interesse mitmachen kann; die jeden willkommen heißt, der gerne in Gemeinschaft Sport macht.

 

Celine Hockstra und Yasmin Schütz

Erstellt am 19.05.2023 von Redaktion