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Cool and Brass Konzert 2012 Presse

Veröffentlichung: NNP (31.01.2012)

Marschmusik für die eigene Zeitung komponiert – welches Blatt würde sich darüber nicht freuen? Der "Washington Post" beispielsweise verpasste der amerikanische Komponist John Phillip Sousa gegen Ende des 19ten Jahrhunderts einen so schmissigen Marsch, dass man noch heute bei der Lektüre
der Zeitung eine aufrechte Haltung annimmt. Wie zackig und vergnügt dieser Marsch klingt, zeigte das von Kai Tobisch geleitete Blasorchester der TG Camberg. Diese schwungvolle Musik liegt der Kapelle. Da spielten die Bläser so kräftig auf, als wollten sie die vielen amerikanischen Fähnchen, mit denen die Bühne großzügig geschmückt war, auch noch zum Flattern bringen.

Wildwestszenen
Groß angelegt ist auch "Oregon", ein von Jacob de Haan geschaffenes Werk, das die Zugfahrt durch diesen nordwestlichen US-Bundesstaat beschreibt. So weit und breit wie das Land gelang den Bläsern ihre Interpretation, die viel Freiraum ließ, um sich kämpferische Wildwestszenen, hart arbeitende Holzfäller und sich durch die Landschaft dahinziehende Planwagen-Trecks vorstellen zu können. Dabei kontrastierte der herrlich weiche, fast romantische Klang der Holzbläser angenehm mit den scharf intonierenden Trompeten und dem tiefen Blech.
Etwas zu zaghaft geriet dagegen "Amazing Grace", bei dem das Blasorchester mit Monika Eufinger (Klarinette), Oliver Lenz (Trompete) und Paul Schönbach (Posaune) zwar drei ausgezeichnete Solisten hatte. Das Ensemble aber spielte sich hier zu sehr in den matten Hintergrund.
Eine derartige musikalische Bescheidenheit kennen die Sänger von "Die Coolen" längst nicht mehr.
Selbstbewusst präsentierte der Chor von Ulrich Diehl eine interessante Version der Strauß-
Komposition "Also sprach Zarathustra" sowie ein gelungenes, harmonisches "Over the rainbow".

Winnetou, der Oberbayer
Aber Chor und Solisten (Markus Bierod, Ulrich Diehl, Helga Goretzko, Holger Lenz, Bruno Peuser)
bewiesen nicht nur musikalisches Können, sondern zeigten auch bemerkenswertes komödiantisches Geschick. Denn in ihr Programm eingebettet war ein von einigen Sängern gespielter Schnelldurchlauf durch Winnetous Lieben, Leiden und Leben, bei dem endlich auch all jene begriffen, die immer noch nicht Bully Herbigs Wild-West-Klamotte kennen, dass Winnetou und die Seinen eigentlich waschechte Oberbayern sind.
Der musikalische Höhepunkt des Konzerts war jedoch die Gemeinschaftsproduktion des Blasorchesters TG Camberg und der "Coolen". Hier geriet Händels Barockhit "Halleluja" in einer Interpretation von Quincy Jones eindrucksvoll. Da passten plötzlich Klang, Dynamik und Harmonie der Ensembles nahezu perfekt zusammen. Und auch das Gospel "Gloryland" präsentierten Sänger und Instrumentalisten als rundes, gelungenes Gesamtkunstwerk. Zum schwungvollen Abschied gab es ein munteres "There‘s no business like show-business" und die unvermeidliche Hymne aller Könige und Königinnen der Musik:"We are the champions!"


Erstellt am 04.03.2012 von Anken Bohnhorst-Vollmer